Tara
Tara, 2005, 7 Lastwagenplanen, 4 x 10 x 20 m, Kunstwerk Köln
Drei Künstler aus Hamburg zeigen im Kunstwerk eine spektakuläre Ausstellung mit Lastwagenplanen.
Deutz / Mülheim – Wie viele Lastwagen passen in die Ausstellungshalle des Kunstwerks? Gleich sieben Lkw unterschiedlicher Größe haben Hinrich Gross, Eva Riekehof und Jörn Zehe für ihre aktuelle Ausstellung in den Raum auf dem charmant-morbiden KHD-Gelände hineingebracht – allerdings ohne Fahrzeuge und Ladung. Nur die Abdeck-Planen hängen wie riesige Zelte an Schnüren von der Decke und simulieren im Ausstellungsraum eine dreispurige Autobahn voller Laster.
Nur wenig Platz bleibt den Besuchern. Die Nähe zu den Straßen-Ungetümen macht den einzelnen Menschen klein und führt zu einer Materialerfahrung von Schmutz und Kunststoffgeruch wie sie intensiver nicht sein könnte. „Tara“ nennen die drei Hamburger Künstler aus dem Künstlerhaus Frise diese gewaltige Inszenierung. Tara, das ist das Gewicht, das bleibt, wenn vom Bruttogewicht das Nettogewicht abgezogen wird: das Verpackungsgewicht also, die Hülle, die der Wiederverwertung zugeführt wird. „Dasjenige, was sich in der Regel der persönlichen Nutzbarmachung entzieht, der Abgang sozusagen“, erklären Gross, Riekehof und Zehe, die ihre individuellen künstlerischen Ansätze zugunsten eines Gemeinschaftsprojekts zurückgestellt haben.
Das „Tara“, das bei einer Konservendose oder Zellophanverpackung als eine Lappalie erscheint, wird im Maßstab von Lkw-Planen zu einer gigantischen Größe mit beachtlicher sinnlich-malerischer Präsenz. Die Planen schaffen Räume im Raum, die gleichermaßen beschützend und bedrohlich wirken. In den verblassten, vom Wetter gegerbten Farben, Schriftzügen und den Emblemen europäisierter Warenströme lassen sich sowohl malerisch- skulpturale als auch symbolische Entdeckungen machen. Wie die drei Künstler die Ausstellungshalle grundlegend verändert haben, hat das Publikum und die Künstler des Kunstwerks zur Eröffnung beeindruckt. „Ein fantastisches Projekt“, meint Kunstwerk-Mitorganisator Ulrich Eichhorn (…)
Jürgen Kisters, 08.09.2005