Schattenschaukel
Schattenschaukel, 2014/2015, fahrende Lichtquelle, 30 m lineares Schienensystem, Antrieb und Steuerung mit zufälligen Änderungen von Helligkeit, Geschwindigkeit und Richtung, 10 x 40 x 15 m, DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst
Info
Wie überdimensionale Schaukeln schwingen die Schatten des Dachstuhls durch den 400 qm großen Saal. Der Raum rollt sich auf und wieder ab. Durch das Abtasten seiner Oberflächen offenbaren sich seine topografische Ereignisse.
Schattenschaukel
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Hinrich Gross‘ Arbeit „Schattenschaukel“ ist eine kinetische Installation. Sie ist spektakulär, weniger, weil sie mit scheinbar geringen Mitteln einen großen Raum bespielt, sondern weil sie eine ästhetische Erfahrung ermöglicht. In der Betrachtung differenzieren sich das Sehende, das Bildgebende und das Sinnbildende, ohne sich aus dem wechselseitigen Bezug zu entlassen. Wie auch die optische Kunst lenkt Hinrich Gross das Interesse auf die Bedingungen des Sehens und die Dynamik des Sehprozesses.
In der Fortführung der Ideen des russischen Konstruktivismus, der De-Stijl-Bewegung und des Bauhauses entwickelte sich die Op-Art, und das Interesse von Künstlern wie Victor Vasarély, Jesús Rafael Soto oder Yaacov Agam galt den Wirk- sowie den Ein- und Ausschlussprinzipien der visuellen Wahrnehmung. Viele der Künstler_innen, die heute mit physikalischem Licht arbeiten, beziehen sich auf die Wahrnehmung als einen ko-kreativen und ko-konstituierenden Prozess eines jeden Kunstwerkes. James Turrell fasst es so zusammen: “I like to use light as a material, but my medium is actually perception. I want you to sense yourself sensing – to see yourself seeing.” Wie andere auch betont er Subjektivität als a priori von Wahrnehmung und verabschiedet das Modell eines objektiven, statischen und beschreibbaren Kunstwerkes. Die Integration der Betrachtenden in den Werkraum hat in der zeitgenössischen Kunst die Art der Arbeiten, ihre Materialität und ihre visuelle Sprache verändert.
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Bettina Pelz